„Die Bewahrung der Wildnis impliziert eine politische und ethische Verpflichtung, mit dem Anderssein zu leben, anstatt das Andere zu vereinnahmen oder zu domestizieren. (…) Die Wildnis braucht uns nicht. Sie braucht uns allenfalls, um verschwinden zu können. Wir brauchen die Wildnis, den Sturm auf dem Meer, die Gänse, die schreiend und fliegend ihren Weg ziehen, das sanfte Geräusch des Frühlingsregens auf den frischen Blättern, unser Körper braucht sie, der lebt und liebt. Wir brauchen das Wilde, das Andere, um unseren Alltag zu bereichern und zu intensivieren, um zu erfahren, dass es immer mehr gibt als das Hier und Jetzt und dass dieses Mehr immer schon da ist.“
(Irene J. Klaver: »Wild. Rhythm of the Appearing and Disappearing«, in: Michael P. Nelson/J. Baird Callicott (eds.), The Wilderness Debatte Rages on, Athens/London 2008, S. 485–499 (zitiert nach und übersetzt von Andreas Hetzel: „Vielfalt achten. Eine Ethik der Biodiversität", Transcript-Verlag, Bielefeld 2024, S. 343f.)
im moor
anne martin
pflanzen im moor
calla palustris – sumpfcalla betula nala – zwerg-birke[1]
eriophorum gracile – zierliches wollgras[2]
drosera longifolia – langblättriger sonnentau[3]
utricularia minor – kleiner wasserschlauch[4]
shpagnum fuscum – braunes torfmoos[5]
saxifraga hirculus – moorsteinbrech[6]
andromeda polifolia – rosmarinheide[7]
swertia perennis – blauer sumpfstern[8]
carex davalliana – daval-segge primula farinosa – mehl-primel[9]
vaxinium oxycoccos – gewöhnliche moosbeere[10]
pingulica spec. – fettkräuter tofieldia calyculata – kelch-simsenlilie[11]
juncus stygius – moorbinse viola uliginosa – moorveilchen[12]
vaccinium uliginosum – rauschbeere gladiolus palustris – sumpf-gladiolen[13]
sphagnum fallax – trügerisches torfmoos[14]
tiere im moor
aeshna subarctica – hochmoor-mosaikjungfer[15]
boloria eunomia – randring-perlmutterfalter[16]
somatochlora alpestres – alpen-smaragdlibelle[17]
carabus menetriesi – hochmoor-laufkäfer [18]
metrioptera brachyptera – kurzflügelige beissschrecke[19]
plebeius optilete – hochmoor-blaubling[20]
colias palaeno – hochmoor-gelbling[21]
agonum ericeti – hochmoor-glanzflachläufer[22]
tetrao tetrix – birkhuhn vipera berus – kreuzotter[23]
somatochlora arctica – arktische smaragdlibelle[24]
chorthippus montanus – sumpfgrashüpfer[25]
leucorrhinia dubia – kleine moosjungfern[26]
[1] wie eine sehr empfindliche haut
[2] sichtbar noch nach jahren geknicktes gras
[3] der druck auf den boden von nur einem menschen
[4] wiegt schwerer als
[5] der braune flaum eines kranichjungen, eine kolonie wilder gänse
[6] jedes braunkehlchen und jeder kiebitz auf kartiertem grund
[7] fußpfad, tritte und narben
[8] ein hydrologe geht über einen künstlichen graben
[9] gesenkter blick auf den grundwasserstand
[10] wo maulwürfe leben, ist es einfach zu trocken
[11] im hintergrund misteln in birken
[12] der wind stört die tonqualität des expertengesprächs
[13] verrauscht hört man noch: einen maisacker anzulegen an der grenze
[14] eines naturschutzgebietes ist an sich schon eine riesige sünde
[15] über die salzwiesen trug ich ein kind
[16] (es wollte die schönen schuhe tragen, nicht die warmen)
[17] die stagnierenden linien sauren bodens auf meinen stiefeln
[18] sag ich: eigentlich müssten wir sinken
[19] unsere haare verflechten mit segge und rohrglanzgras
[20] unsere hände kleben an sonnentau
[21] sacht mit dem mund über die raue seite eines schilfblattes gleiten
[22] im windschatten der bulten ruhig atmen und lauschen
[23] den zweiunddreißig libellenarten
[24] die namen lese ich uns zur guten nacht
[25] von roten listen als märchen
[26] stilles gebet und mahnung
Musikvideo zum Leben von Schmetterlingen in der Stadt - veröffentlicht auf dem Vimeo-Kanal von LeipzigGrün Stadt-Umland LPV: https://vimeo.com/967898888
Credits: TVS feat Walther Matthias Reimers
Weltweit sterben Tiere aus bzw. geht die Populationsgröße dramatisch zurück. Clara S. Rueprich und Udo Grashoff erkunden den gigantischen, weithin unsichtbaren Prozess des Massenaussterbens nicht im tropischen Regenwald, sondern hier in Mitteleuropa. Sie haben zu Arten recherchiert, die am Rande des Aussterbens stehen. Zu Filmaufnahmen in den „leeren“ Biotopen, wo die Tiere gelebt haben, die jetzt „Abwesen“ sind, hört man lyrische Texte, Collagen aus wissenschaftlichen Studien, Lexika und literarischen Texten. In den Kurzporträts werden wundersame, berührende Eigenheiten der vom Aussterben bedrohten Tiere geschildert. Sie führen die Vielfalt und den Reichtum einer vom Untergang bedrohten Welt vor Augen.
Das Projekt gibt es auch als Buch:
https://www.kulturkaufhaus.de/de/detail/ISBN-9783945377888/Rueprich-Clara-S./ABWESEN
In ihrem künstlerischen Projekt "Abwesen - Dead Species Walking" dokumentieren Clara S. Rueprich und Udo Grashoff in drei Videos auch das Verschwinden von einheimischen Insektenarten: des Großen Kolbenwasserkäfers, des Kiesbankgrashüpfers und der Grünen Mosaikjungfer. Die drei Videos sind hinter den drei untenstehenden Bildern verlinkt.
Rapide Schmetterlingsrückgänge in den Vereinigten Staaten
Anfang März 2025 veröffentlichte das amerikanische Wissenschaftsmagazine Science die Ergebnisse der bisher umfassendsten Studie zum Bestand der Schmetterlinge in den USA. Allein zwischen den Jahren 2000 und 2020 sind hier die Schmetterlingspopulationen um 22 Prozent zurückgegangen. Als wichtige Ursachen für den Rückgang ist der Verlust artenspezifischen Lebensräumen und der starke Pestizideinsatz in der Landwirtschaft ausgemacht.
https://www.science.org/doi/10.1126/science.adp4671
Fotocredit:SevenStorm JUHASZIMRUS, https://www.pexels.com/de-de/foto/monarchfalter-thront-auf-blatt-425244/
Pestizideinsatz in der Landwirtschaft
Fotocredit: Von Spraying on Coveney Byall Fen by Richard Humphrey, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=124338734
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